Schneller gekrault als die Weltschwimmerin

Presseschau Nordkurier 21./22.09.13 von Roland Gutsch

Drei ,,Delphine“ vom Neubrandenburger Schwimmsportverein schwärmen von einem tollen EM-Erlebnis in Eindhoven. Anke Wieduwilt, Viktor Wehser und Henrik Wecker haben sich wacker gehalten.

Eindhoven/Neubrandenburg. Dieses Leuchten in den Augen ist ansteckend. Wenn Henrik Wecker von (dem vorläufigen) Höhepunkt seiner Schwimmer-Karriere spricht, gehen rundum die Lichter an. Gemeinsam mit Anke Widuwilt und Viktor Wehser- ebenfalls vom Neubrandenburger Schwimmsportverein (NSSV),,Delphin“- starte der 31-jährige kürzlich bei den Europameisterschaften der Masters im niederländischen Eindhoven, dem Kräftemessen für Senioren. Was da in der nach Holland- Idol Pieter van den Hoogenband benannten Arena abging, sei für ihn ,,ein Erlebnis für die Ewigkeit“.


Zumal eine kunterbunte Sache. Rund 1200 Vereine vom Kontinent waren mit mehr als 4000 Aktiven vertreten. ,,Da konnte man viele alte Sportfreunde wiedertreffen und viele neue hinzugewinnen. Das war toll“, so Wecker, den – von Beruf Prozessingenieur im zukünftigen Nestlé-Kaffeekapsel-Werk in Schwerin – auch beeindruckte, wie ,,generalstabsmäßig“ die Mammutveranstaltung über die Bühne ging.

Schon etwas Besonderes, mit Ex-Größen des Leistungsschwimmens à la Stev Theloke aus Chemnitz, einst WM-Dritter und etliche Male Europameister, in einem Wettbewerb und im selben Wasser um Zeiten und Plätze zu kämpfen. Und Quervergleiche machen Spaß: ,, Beim 50 Meter Kraulen war ich schneller als Inge de Bruijn“, sagt Henrik Wecker mit einem Augenzwinkern, aber auch mit Stolz. Immerhin war die attraktive Niederländerin die Weltschwimmerin der Jahre 2000 und 2001. Die drei Neubrandenburger mischten respektabel mit. ,,Es war klar, das es für uns nicht um die vorderen Ränge gehen würde. Aber wir haben alle unsere Zeiten bestätigt“, sagte Wecker auch für Anke Wieduwilt, die in der Altersklasse 50 starte, und Viktor Wehser der bei den 55ern das blaue Nass pflügte. Man bewies Teamgeist. ,, Wir feuerten uns gegenseitig an, machten Videos und Analysen. Das waren der aufregende, lange und schöne Tage in der Halle.“ Sightseeing sei absolut kein Thema gewesen. „Wir sind schließlich als Sportler nach Eindhoven gereist, nicht als Touristen.“ Henrik Wecker, der als Brustspezialist schon Bronze bei den deutschen Titelkämpfen geholt hatte, bestritt fünf Eindhoven-Auftritte und glänzte vor allem über die 50 Meter Delphin. EM-Rang 13 unter 50 Mitbewerbern – das klingt gut. „ Echt zum Vergessen seien allerdings seine 100 Meter Freistil gewesen. „ Insgesamt kann ich zufrieden sein. Bei solchen Großereignissen merkt man natürlich auch, dass wir von der kurzen 25-Meter-Bahn in der Neubrandenburger Schwimmhalle geprägt sind. Nach den 50 Meter Rücken fühlte ich mich so groggy wie nach 200 Metern.

Eindhoven machte Lust auf mehr. Auf Montreal. „ Dort finden 2014 die Masters-Weltmeisterschaften statt. Das wäre ein Ziel, wenn man dafür Sponsoren findet“, blickt der gebürtige Viertorestädter voraus. Aktuell stehen am 28. September erst einmal die MV- Titelkämpfe an.

Pendlerjob, viel Sport – nein , das Familienleben leidet nicht darunter. „ Wo sonst. Ich habe meine Frau Jana in der Schwimmhalle kennengelernt“, erzählt Henrik Wecker, der in der 1. Klasse ins Becken gesprungen ist. „Jana ist genauso schwimm-verrückt wie ich, sie gehört zu den Senioren-Trainern in unserem Verein.“ Wasser ist das Lieblingselement der Weckers. Dass die beiden in der Badesaison als Rettungsschwimmer für die DRK-Wasserwacht auf dem heimischen Tollensesee unterwegs sind – eine Ehren(amts) sache.

Quelle Nordkurier 21./22.09.13
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